Der Brennnesselfaun

Zart leuchtet junges Grün in der Herbstsonne.

Meine Hand streicht sanft über den frischen Brennnesseltrieb.

Ungemein lustvoll lockend der tautropfende Spross.

Dunkel und satt, die Erde, wo er wurzelt.

 

Meine Hand streicht sanft über den Brennnesseltrieb.

Streichle ich ihn von oben nach unten, erwidert er mit sanftem Erbeben meine Zärtlichkeit.

Dunkel und satt die Erde, wo er wurzelt.

Streichle ich den Trieb von unten nach oben, pieken kleine Unterblatthaare meine Haut.

 

Streichle ich die Brennnessel von oben nach unten, erwidert sie mit sanftem Erbeben meine Zärtlichkeit.

Waldessaum grüßt und ich werde still.

Streichle ich sie von unten nach oben, pieken kleine Unterblatthaare meine Haut.

Verwirrende brennende Erregung, die mich juckt.

 

Waldessaum grüßt und ich werde still.

Meine Augen schmecken und meine Zunge kostet.

Verwirrende brennende Energie, die mich juckt.

Halte mich an einen Baum und bete.

 

Zart leuchtet junges grün in der Herbstsonne.

Meine Augen schmecken, meine Zunge kostet.

Halte mich an einen Baum und bete.

Ungemein lustvoll lockend der tautropfende Spross.

Kosima-Hilona Kraft

oktober 2020